Kunstinstallation "Refugees Ship" : Ein schwimmendes Mahnmal
Kunstinstallation "Refugees Ship" mit 70 Skulpturen zu Gast in Rendsburg. Kutter noch bis Mittwochnachmittag im Obereiderhafen.
rendsburg | Stumm und mit angstvollen und fragenden Gesichtern stehen die 70 Bronzeskulpturen an Bord des ehemaligen Fischkutters "Anton", der am Dienstagvormittag im Obereiderhafen festmachte. Die Kunstwerke von dem Künstler Jens Galschiot sollen die Probleme der Flüchtlinge verdeutlichen und die Zusammenhänge der EU-Fischereipolitik und der Lebenssituation der Fischer an den Küsten Westafrikas aufzeigen.
"Die illegalen Trawler fischen die Edelfische weg", erklärt der Generalsekretär des Westafrikanischen Fischereiverbands, Gaoussou Gueye. Die Industrieboote kämen aus Russland, China, dem Baltikum, aber auch aus Deutschland. Die Fische seien die Ernährungsgrundlage der Familien, die dann wegfalle. Deswegen bliebe vielen Afrikanern nur die Flucht ins Ausland und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Was passieren kann, wenn man Flüchtlingen das Leben rettet, berichtet der Beauftragte für Flüchtlingsfragen und ehemalige "Cap Anamur"-Kapitän, Stefan Schmidt. Er rettete 37 Bootsflüchtlinge und brachte sie nach Italien. Dafür wurde im fünf Jahre lang der Prozess gemacht, der mit einem Freispruch endete. "Das war ein politischer Prozess, um Seeleuten Angst zu machen, damit sie niemanden retten."
Die Landespastorin Petra Thobaben vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein wies darauf hin, dass die Existenzgrundlage der afrikanischen Fischer durch Fangflotten vernichtet wird. "Es ist unser Lebensstil, der Menschen weltweit die Existenzgrundlage entzieht." Das Grundrecht auf Nahrung sei für Deutsche eine Selbstverständlichkeit geworden.
Bürgermeister Pierre Gilgenast macht das Flüchtlingsboot "nachdenklich und betroffen". Er hält die Ausstellung für wichtig, denn sie rege zum Nachdenken über das weitere Schicksal der Menschen sowie zum generellen Miteinander an.
"Ich habe das Boot gegründet, um die Menschen zu mobilisieren und Druck auf die Politik auszuüben", erklärt der ehemalige Kapitän der "Anton" und Mitbegründer des Vereins "Lebende See", Knud Anderson. Zukunftsforscher würden voraussagen, dass in den nächsten Jahren 200 Millionen Menschen ihre Heimatländer verlassen. Anderson plädierte dafür, die Menschen auf humane Art in Empfang zu nehmen. "Ich will mit der Installation etwas machen, was die Leute bewegt und sensibilisiert", so Anderson.
Die Ausstellung "Das Refugees Ship-Afrikas Flüchtlinge und die Europäische Fischereipolitik" ist am Mittwoch von 9 bis 14 Uhr geöffnet.
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